Heimatverein
100-jähriges Jubiläum
Ausstellungseröffnung „MEINE HEIMAT. DEINE HEIMAT“
An den beiden großen Schaufensterscheiben eines ehemaligen Herrenbekleidungsgeschäftes am Hellweg kleben zwei riesige Fotos. Links sieht man einen stadtbekannten Bauunternehmer vor seiner noblen Villa, flankiert von zwei sportlichen Karossen. Auf dem rechten Foto sitzt eine nicht minder bekannte Verwaltungsfachwirtin im langen Kleid auf dem Geländer am Wasserrad, im Hintergrund sieht man die Stiftskirche, umrahmt von mächtigen Bäumen, der Himmel ist in sommerliches Licht getaucht. Die beiden Bilder machen auf eine Ausstellung aufmerksam, die man im Innern des Hauses besichtigen kann. „Meine Heimat. Deine Heimat.“ So grundsätzlich verschieden schon die Fotos im Schaufenster den Begriff Heimat interpretieren, so vielfältig sind die Fotomotive, die in den wunderschönen Galerieräumen des Kulturfensters von Gabriele Wilpers präsentiert werden.
Die beiden Geseker Fotografen Theo Gröne und Stephan Redeker haben in den vergangenen rund 12 Monaten 25 Mitglieder des Geseker Vereins für Heimatkunde dort fotografiert, wo sie in Geseke beheimatet sind. Ein Handelsunternehmer sitz auf einem Stapel Steinen vor seiner Baustelle, ein Wirtepaar steht vor ihrem Gasthaus, ein Ingenieur präsentiert sich in der noch nicht fertig renovierten Kirche, der Chefarzt in der Krankenhauskapelle. Weitere Motive sind ein Weinberg, eine Tennishalle, ein Skulpturengarten, ein geschützter ehemaliger Steinbruch und einiges mehr. So entsteht ein buntes Puzzle aus vielen Geseker Einzelteilen, das sich jeder Betrachter selbst zusammensetzen kann.
Allen Fotos gemeinsam aber ist die absolut positive Ausstrahlung, die von den abgebildeten Personen ausgeht. Man spürt fast körperlich, wie wohl sich die Menschen in ihrer Umgebung fühlen. „Darf ich mich zu Ihnen setzen,“ möchte man das Geschwisterpaar fragen, das am Geseker Bach sitzt, dort wo einmal die Ölmühle stand.
Eine große Schar interessierter Bürgerinnen und Bürger war, trotz der großen Hitze, der Einladung zur Eröffnung der Ausstellung gefolgt, mit der der Verein für Heimatkunde ein weiteres Mal sein 100-jähriges Jubiläum feierte. Der Vorsitzende Josef Hanebrink begrüßte die Besucher und bedankte sich bei den beiden Fotografen für ihr Engagement für ihre Heimatstadt Geseke.
Den Faden auf nahm Leo Flamm, der in seiner Einführung die KI-unterstützte Bilderproduktion und den digitalen Medienkonsum thematisierte. »Die digitale Bilderflut hat die Wirklichkeit längst überholt, öffentlich wie privat,« ist sein Fazit. Aber auch: „Theo Gröne und Stefan Redeker lassen wieder einmal die Fotos erzählen, die keine eigentlichen Portraits sind. Es sind die Selbstinszenierungen der Menschen. Sie sind aktiv Mitgestaltende ihrer Fotos. Hier gibt es sie noch, die gute alte Wirklichkeit, in der Heimat, im Original und überprüfbar“.
Wer nachvollziehen möchte, was Flamm hier entdeckt hat, der hat noch bis zum 13.7., immer samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr, die Gelegenheit, die Bilder im Kulturfenster zu besichtigen.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der im Museum gekauft werden kann. Er kostet 20 €.
Foto von der Ausstellungseröffnung: Thomas Rensinghoff
Von links: BM Dr. Remco van der Velden, Vorsitzender Josef Hanebrink, Theo Gröne, Stephan Redeker und der ehemalige WDR-Journalist Dr. Leo Flamm, der eine Einführung gab.
